Das Neue Testament spricht an vielen Stellen vom Kampf, den wir als Christen zu führen haben. Doch gerade dieses Thema ist oft mit Missverständnissen verbunden. Manche lehnen es ganz ab, andere verlagern den Schwerpunkt einseitig auf den Teufel und seine Mächte.
So sind Begriffe wie „geistliche Kriegsführung“ entstanden, die oft mehr menschlicher Fantasie als biblischer Lehre entspringen.
Darum wollen wir anhand der Schrift genauer hinschauen: Welche Art von Kampf ist gemeint – und wo findet er statt?
Begriffe für den „Kampf“ im Neuen Testament
Im Neuen Testament begegnen uns verschiedene Bilder: Ringkampf, Faustkampf, sportlicher Wettkampf, juristischer Rechtsstreit oder militärische Auseinandersetzung. Schon in der Antike gebrauchte man solche Begriffe bildlich für Lebenskonflikte – ähnlich wie wir heute sagen: „Wir schlagen uns mit Problemen herum“ oder „wir kämpfen für unsere Rechte“.
So ist auch im Neuen Testament nicht von einem wörtlichen Faust- oder Ringkampf mit unsichtbaren Geistern die Rede. Solche Vorstellungen sind irrig. Vielmehr zeigen uns die Bibelstellen, dass es um einen geistlichen Kampf im Bereich unseres Glaubens und Lebenswandels geht.
Zentrale Bibelstellen
- 1. Kor. 9,26-27: Paulus beschreibt den „Faustkampf“ als Selbstdisziplin: Er bezwingt seinen eigenen Leib.
- 2. Kor. 10,3-4: Die Waffen des Kampfes sind nicht menschlich, sondern göttlich, um falsche Gedankengebäude niederzureißen.
- Eph. 6,12: Unser Kampf richtet sich nicht gegen Menschen, sondern gegen Mächte der Finsternis.
- Phil. 1,27: Es gilt, „für den Glauben des Evangeliums“ einzustehen.
- 1. Tim. 6,12: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben.“
- Hebr. 12,4: Widersteht der Sünde – auch wenn es Opfer kostet.
- Judas 3: Kämpft für den einmal überlieferten Glauben.
Zusammengefasst wird klar: Es geht nicht um einen Meinungskrieg, sondern um Treue zu Christus. Der Kampf richtet sich gegen Versuchungen, falsche Lehren, weltliches Denken und Verfolgung.
Der Feind und unsere Schwachstelle
Die Bibel macht deutlich: Hinter den Angriffen steht der Teufel. Er arbeitet mit Täuschung, Lüge und Verführung. Doch er greift uns vor allem dort an, wo wir schwach sind – in unserem „Fleisch“.
Das Fleisch meint unsere gefallene Natur, die im Widerspruch zu Gott steht (Röm. 8,3-7). Viele Christen verlieren geistliche Kraft, weil sie sich zu sehr von Lust, Spaß und Bequemlichkeit leiten lassen. Deshalb mahnt das Neue Testament immer wieder, das Fleisch „zu kreuzigen“ und den alten Menschen abzulegen. Heiligung bedeutet: weniger nach den Lüsten des Fleisches, mehr nach Gottes Willen zu leben.
Wahre geistliche Kriegsführung
Der eigentliche Kampf findet also in unserem Denken, Wollen und Handeln statt. Paulus beschreibt:
- Gedanken gefangen nehmen (2. Kor. 10,5),
- fleischliche Begierden meiden (1. Petr. 2,11),
- im Geist wandeln und nicht der Lust des Fleisches nachgeben (Gal. 5,16).
Das Schlachtfeld liegt nicht „da draußen“ in unsichtbaren Himmelsregionen, sondern in unserem Herzen und unserem Alltag.
Der Sieg Jesu
Entscheidend ist: Jesus hat bereits gesiegt!
- Er hat den Teufel und seine Mächte entwaffnet (Kol. 2,15).
- Er hat den Tod überwunden (1. Kor. 15,54-57).
- Er hat uns von der Macht der Sünde befreit (Röm. 6,17-22).
Darum kämpfen wir nicht, um zu siegen, sondern vom Sieg Jesu her. Sein Triumph ist unsere Ausgangsposition. Wir sind Überwinder in Christus (Röm. 8,37; 1. Joh. 5,4).
Eph. 6 und die Waffenrüstung Gottes
Oft wird Eph. 6,12 als Begründung für eine direkte „Schlacht“ gegen den Teufel benutzt. Doch der Zusammenhang zeigt: Es geht nicht um ein aktives Angreifen, sondern um Standhalten.
- „Zieht die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt“ (V.11).
- „Widersteht am bösen Tag“ (V.13).
- „So steht nun fest“ (V.14).
Die Waffenrüstung beschreibt Wahrheiten des Evangeliums, die wir praktisch ausleben: Wahrheit, Gerechtigkeit, Glaube, Gottes Wort, Gebet. Wir sollen nicht zurückweichen, sondern feststehen – das ist unser Kampf.
Der geistliche Kampf betrifft unser Fleisch, unsere Gedanken, unser Glaubenstreue – nicht einen direkten Krieg mit dem Teufel. Dieser ist bereits besiegt. Unsere Aufgabe ist es, im Sieg Jesu zu stehen, Versuchungen zu widerstehen, im Glauben zu wachsen und Gottes Wort zu leben.
Helmut Germann, 21.09.2025