Melchisedek wird zum ersten Mal in 1. Mose 14,18–20 erwähnt. Als Abraham von der Schlacht gegen Kedor-Laomer zurückkehrte, begegnete ihm Melchisedek, der König von Salem, dem späteren Jerusalem. Unter denen, die Abraham begrüßten, war auch dieser besondere Mann.
Melchisedek hatte zwei herausragende Titel:
- König der Gerechtigkeit
- König des Friedens (Hebräer 7,2)
Neben seinem königlichen Amt hatte er auch eine priesterliche Aufgabe, denn er war Priester Gottes des Höchsten (1. Mose 14,18). Damit war er ein wahrer Anbeter des lebendigen Gottes – lange bevor das gesetzliche Priestertum Israels eingesetzt wurde.
Von Melchisedek erfahren wir weder Anfang noch Ende. Gerade dadurch wird er zu einem der klarsten und eindrücklichsten Vorbilder auf unseren Herrn und Heiland Jesus Christus und auf dessen zukünftige Herrschaft im Friedensreich. In Hebräer 7,3 heißt es, dass er von Gott „Christus ähnlich gemacht“ wurde.
Das Geheimnis um Melchisedek
Melchisedek tritt plötzlich auf und verschwindet ebenso plötzlich wieder. Das erste Buch Mose berichtet sehr ausführlich über die Herkunft und Lebensdauer der Menschen. Die Namen von Vater und Mutter sowie die Lebensjahre werden sorgfältig aufgezeichnet – nicht aber bei Melchisedek.
Wir erfahren weder, wer seine Eltern waren, noch wann und wo er geboren wurde, wie lange er lebte oder regierte. Der Geist Gottes hat all dies bewusst verborgen. Gerade dieses Schweigen der Schrift weist prophetisch auf Christus hin, dessen Priestertum nicht an menschliche Abstammung gebunden ist.
Die Ämter Melchisedeks – ein Hinweis auf Christus
In 1. Mose 14,18 und Hebräer 7,2 lesen wir von den Ämtern Melchisedeks, durch die er den Herrn Jesus Christus in wunderbarer Weise vorschattet.
1. König der Gerechtigkeit
Dieser Titel weist auf Christus hin, den wahren König der Gerechtigkeit. Er wird Recht und Gerechtigkeit auf Erden aufrichten und die Welt gerecht richten:
„Der HERR regiert… Gerechtigkeit und Gericht sind seines Thrones Grundfeste“ (Ps 93,1; Ps 97,2).
2. König des Friedens
Auch dieser Titel weist auf Christus, der der zerrissenen und leidenden Menschheit den wahren Frieden bringen wird:
„Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein“ (Jes 32,17).
„Er wird den Heidenvölkern Frieden gebieten“ (Sach 9,10).
„Des Friedens kein Ende… von nun an bis in Ewigkeit“ (Jes 9,5–6).
3. Priester Gottes des Allerhöchsten
Psalm 110 spricht prophetisch von Christus:
„Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“
Der Hebräerbrief greift diese Wahrheit mehrfach auf und zeigt die einzigartige Aufgabe Christi als Hohepriester (Hebr. 5–7). Sein Priestertum wird dem aaronitischen gegenübergestellt und als weit höher und besser beschrieben.
Christus wurde nicht – wie die levitischen Priester – von Menschen eingesetzt, sondern von Gott selbst berufen (Hebr. 5). In Hebräer 6 wird Er als der „Vorläufer“ gezeigt, der für uns in das Allerheiligste eingegangen ist. Hebräer 7 macht deutlich, dass Sein Priestertum nicht ererbt ist, sondern göttlichen Ursprungs.
Ein Priestertum ohne Abstammung – ein ewiges Priestertum
Die levitischen Priester mussten ihre Abstammung genau nachweisen. Wer seine Herkunft von Aaron nicht belegen konnte, durfte keinen Dienst im Heiligtum tun. Das Priestertum Melchisedeks hingegen ist nicht an Abstammung oder Vererbung gebunden. Er gehörte einer höheren Ordnung an.
Darum konnte Melchisedek das Priestertum Christi so klar darstellen. Die aaronitischen Priester mussten sterben, Christus aber lebt:
„…nach der Kraft unzerstörbaren Lebens“ (Hebr. 7,16).
Von Ihm heißt es:
„Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks“ (Hebr. 7,21).
Darum:
„Weil Er in Ewigkeit bleibt, hat Er ein unvergängliches Priestertum“ (Hebr. 7,24).
Das vollkommene Opfer Christi
Priestertum bedeutet Opfern. Der Hebräerbrief zeigt eindrücklich, dass Christus ein einziges Opfer dargebracht hat – ein Opfer, das alle anderen übertrifft. Sein Opfer nimmt die Sünde fort und wirkt fortwährend:
„Denn mit einem Opfer hat Er in Ewigkeit die vollendet, die geheiligt werden“ (Hebr. 10,14).
Das Priestertum Aarons wurde ohne Eid eingesetzt. Christi Priestertum hingegen ist durch Gottes Eid bestätigt:
„Der Herr hat geschworen, und es wird Ihn nicht gereuen“ (Hebr. 7,20–21).
So ist Jesus der Bürge eines besseren Bundes geworden (Hebr. 7,22).
Christus – unser gegenwärtiger Hohepriester
Jetzt und für alle Zeit ist Jesus der herrliche, barmherzige und mächtige Hohepriester:
„Er kann selig machen immerdar, die durch Ihn zu Gott kommen“ (Hebr. 7,25).
Auf Ihn blicken die Gläubigen in Anfechtungen, Leiden und Schwierigkeiten. Er täuscht nicht, sondern tritt für sie beim Vater ein und schenkt Gnade, Trost, Kraft und Leben.
König und Priester in einer Person
Wie bei Melchisedek sind auch bei Jesus beide Ämter vereint. In Israel waren sie getrennt. König Usia wurde gestraft, als er priesterliche Aufgaben anmaßte (2Chr 26). Von Christus aber ist geweissagt:
„Er wird Priester sein auf seinem Thron“ (Sach 6,13).
Nach Seinem Opfer am Kreuz wohnt Er nun im Allerheiligsten. Eines Tages wird Er auch sichtbar als König und Priester auf Erden herrschen.
Brot und Wein – Zeichen des Segens
Melchisedek brachte Brot und Wein. Diese weisen auf Leib und Blut Christi hin. Alle Segnungen kommen durch Sein Opfer. Im Abendmahl erinnern wir uns daran.
Der Segen, den Jesus schenkt, ist Kindschaft Gottes, Liebe, Friede und Freude im Heiligen Geist.
Abrahams Antwort und unsere Verantwortung
Abraham ehrte Melchisedek mit dem Zehnten. Er dankte nicht nur mit Worten, sondern mit Taten. Auch heute ist Geben ein Ausdruck von Dank, Ehrfurcht und Liebe zu Gott.
Wie viel mehr verdient Jesus, der wahre Melchisedek, unsere höchste Hingabe. Wahre Liebe zeigt sich in Taten.
Hoffnung für die Welt
Die Welt sehnt sich nach Gerechtigkeit und Frieden. Keine menschliche Ordnung kann dies bringen. Nur Jesus Christus, der wahre Priesterkönig, wird Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit schaffen.
Sein Krönungstag kommt – und mit ihm auch die Verherrlichung der Seinen:
„…sie werden mit Ihm herrschen in Ewigkeit“ (Offb 22,5).
Helmut Germann
14.12.2025