Gemeinde

Beten - sprechen mit Gott

Gebete, durch die Situationen verändert werden (es ist allerdings Gott, der sie verändert, und nicht das Gebet), sind immer getragen vom Heiligen Geist. Wenn wir uns des Wertes und der Macht gläubigen Gebetes bewusstwerden; wenn wir anfangen, in einer Sache den „Himmel zu stürmen“; wenn es uns „ernstlich“ ist, dann löst Gott seine Zusagen ein, wie auch immer; und unser Gebet hat große Auswirkungen. 

Der Mensch versucht durch Beten den Kontakt mit Gott aufzunehmen. Die erdgebundenen, dem Sichtbaren verhafteten Wesen erheben sich mittels Gebets zu dem Überirdischen, dem Unsichtbaren. In nahezu allen Religionen ist das Gebet bekannt. Auch außerhalb des christlichen Bekenntnisses wird das Gebet als religiöse Übung gepflegt. Man spricht zu den jeweiligen Göttern oder Götzen, von denen wir allerdings wissen, dass es sich bei den außerchristlichen Religionen – mit Ausnahme der jüdischen – um Dämonen und Teufelsgeister handelt. „Was die Heiden opfern, das opfern sie den Dämonen.“ (1. Kor. 10,20) Selbstverständlich haben auch die Heiden, also die Angehörigen anderer Religionen, ihre Gebetserhörungen. Und wir wissen sogar von spektakulären Wundern. Letztlich ist bekannt, dass der Satan selbst angebetet werden will und als Belohnung bis zu einem gewissen Grad Zeichen und Wunder geschehen lässt. So gesehen sollte uns klar sein, dass die Versprechungen des Teufels bei der Versuchung Jesu in der Wüste keinesfalls leere Versprechungen gewesen sind, wenn er zum Beispiel sagt: „Wenn du vor mir niederfällst und mich anbetest, will ich dir alle Reiche dieser Welt geben.“ (Matth. 4, 8-9)

Wir sehen, welch ein hohen Stellenwert das Gebet hat im Umgang der Menschen mit dem Übersinnlichen und Außerirdischen, wobei wir festhalten müssen, dass das Beten klar zum Ausdruck bringt, dass der Beter an übersinnliche Wesenhaftigkeit glaubt, sonst wäre das Beten Unsinn. Wir können jetzt einwenden: Aber viele Menschen beteten Materie an und tun es zum Teil heute noch, zum Beispiel „das goldene Kalb“ und andere. Doch hier handelt es sich um Fetische, okkulte Gegenstände, über die man den vermeintlichen außersinnlichen Gott, hier also die Dämonen, anspricht. Auch die Heiden wissen einen Unterschied zu machen zwischen toter Materie und Phänomenen, die aus dem übersinnlichen Bereich in den sinnlichen Bereich hineinreichen, sich also Geisteswesen mit Erdenwesen verbinden.

Es sei auch festgestellt, dass die „Gläubigkeit der Heiden“ innerhalb ihres religiösen Bereichs oftmals stärker zum Ausdruck kommt als bei vielen wiedergeborenen Christen. Allein schon beim Betrachten dieser negativen Varianten menschlicher Gebetsübungen sehen wir, welcher Wert dem Gebet grundsätzlich beigemessen wird. So lesen wir auch in der Apostelgeschichte, dass das Beten zu den vier Säulen gehört, auf denen sich unser Glaubensleben aufbaut. Unser Glaubenshaus ist zunächst „…gegründet auf dem Grund der Apostel und Propheten, von welchen Jesus Christus der Eckstein ist…“ (Eph. 2,20) Und auf diesen Grund werden die Säulen gestellt, die da hießen: Apostelehre, Gemeinschaft, Brotbrechen (Abendmahl) und Gebet. Es heißt, dass die ersten Christen in diesen Stücken beständig blieben, und die Bibel lässt uns wissen, dass auch wir diese Beständigkeit bewahren müssen. Ist eine dieser Säulen zu kurz, dann wird das Haus schief. Deshalb auch so viele „schiefe Christen“ unter den Gläubigen.

Das Gebet ist also eine tragende Säule in unserem Glaubensleben! Das Gebet ist unser Reden zu Gott – zu dem, der Himmel und Erde, Menschen, Tiere und Pflanzen erschaffen hat und der sich durch Jesus Christus seinen Kindern offenbart. Man kann vielleicht auch sagen: Im Gebet drückt sich die Zivilcourage des Menschen aus, sich seinem Gott zu nahen. Dazu kommt für Christen die wunderbare Verheißung der Bibel, wenn Gott spricht: „So ihr euch zu mir nahet, so werde ich mich zu euch nahen. „In Klagelieder 3,57 lesen wir sogar: „Du nahest dich zu mir, wenn ich dich anrufe!“ Wohl kann sich Gott uns nahen, auch wenn wir ihn nicht anrufen oder ansprechen. (Siehe Mose und den brennenden Dornbusch oder den jungen Samuel im Tempel oder Paulus auf dem Weg nach Damaskus usw.) Wenn aber der Mensch von sich aus Gemeinschaft mit Gott haben will, dann muss er sich Gott nahen und dazu ist das Gebet notwendig.

Zuallererst ist das Gebet Anbetung und Verehrung. So hat auch Jesus dem Satan entgegengehalten: „Du sollst Gott anbeten, deinen Herrn, und ihm allein dienen.“ Daraus geht klar hervor, dass man Gott ohne Gebet nicht dienen kann. Die Anbetung bringt zum Ausdruck, dass der Angebetete Gott ist. Und nur dem wahrhaftigen Gott gebührt Anbetung. Die ersten Christen hatten dies nicht nur erkannt, sondern kompromisslos ausgeführt. Das wurde ihnen in Rom zum Verhängnis. Sie beteten keine anderen Götter an, was man vielleicht noch hingenommen hätte, aber sie beteten vor allem nicht mehr den Kaiser an, der göttliche Verehrung in Anspruch nahm. In 5. Mose 5 lesen wir: „…du sollst keine anderen Götter haben neben mir – du sollst dir kein Bildnis machen noch irgendein Gleichnis – du sollst sie nicht anbeten noch ihnen dienen“ usw.

Wenn der Mensch, wenn die Gemeinde „Gott anbetet im Geist und in der Wahrheit“ (Joh. 4,23), dann neigt sich der lebendige Gott zu den Menschen herab. Dann ist er auch bereit, allergrößte Verheißungen einzulösen. Gott, der den Menschen zu seinem Bilde geschaffen hat, will die Gemeinschaft mit ihm. Die kann aber nur durch Gebet, durch Anbetung und Lobpreis hergestellt werden. Gott will uns zu Freunden haben, mit denen er reden kann und die mit ihm reden können. Gott liebt also den Dialog und die Gemeinschaft. Vor dem Sündenfall wandelte Gott mit Adam im Garten Eden; und im Neuen Testament haben wir im Abendmahl die Veranschaulichung innigster Gemeinschaft mit Gott. So ist auch die Anbetung, die höchste und edelste Form des Gebets, die Voraussetzung für die Nützlichkeit aller anderen Gebetsvarianten.

Hier noch einige Bibelbelege: „Aber du bist heilig, der du wohnst unter dem Lobe Israels“ (Psalm 22,5)  Und da die Stimme sich erhob…von dem Loben des Herrn, dass er gütig ist und seine Barmherzigkeit ewig währet, da ward das Haus des Herrn erfüllt mit einer Wolke, die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus Gottes“ (2.Chr. 5, 13-14). „Da sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott…und da sie gebetet hatten, erbete die Stätte, da sie versammelt waren; und sie wurden alle des Heiligen Geistes voll…“ (Apg. 4,24 und 31). „Um die Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. und es hörten sie die Gefangenen. Plötzlich aber ward ein großes Erdbeben, sodass sich die Grundfesten des Gefängnisses bewegten“ (Apg. 16, 25-26)

Über weitere Gebetsvarianten lesen wir zum Beispiel in 1. Timotheus 2, 1 ff.: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen zuerst tue, Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen…“ Wir kommen also im Gebet auch als Bittsteller zu Gott für uns selbst, für die Gemeinde, für unserer Mitmenschen. Wir bitten um Führung, um Bewahrung, um Weisheit, um Gesundheit, um Errettung. Man könnte jetzt sagen: Aber Gott weiß doch, was wir brauchen. Ja, das stimmt. „Und soll geschehen: ehe sie rufen, will ich antworten…“ (Jes. 65,24) „…du verstehst meine Gedanken von Ferne…“ (Ps. 139,2), aber Gott will, dass wir ihn bitten. Das erinnert uns immer daran, dass wir von Gott abhängig sind, und bewahrt uns vor Hochmut und Fehlhandlungen. Psalm 50,15: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, du aber sollst mich preisen.“ Denken wir an Petrus auf dem Meer, wenn er ausruft: „Herr, hilf mir!“ Oder: „Wen Weisheit mangelt, der bitte Gott…denn er rückt sie niemandem auf“ (Jak. 1,5 – nach der älteren Lutherübersetzung). „Betet füreinander, dass ihr gesund werdet“ (Jak. 5,16)

Nun ist aber das Gebet keine magische Formel, sodass immer, wenn man sie anwendet, geschehen müsste, was man sich vorgestellt hat. Weit gefehlt! Im Fürbittegebet kommen wir zu Gott als Bittsteller. Wenn wir auch alle Verheißungen der Bibel auf unserer Seite haben, so müssen wir immer wissen, dass alles dem Willen Gottes unterworfen ist, sowohl dem grundsätzlichen Willen als auch seinem speziellen Willen im Hinblick auf den Beter und auf die, für die gebetet wird. Allerdings wissen wir auch, dass Gott sich – und jetzt menschlich dumm gesprochen – zwingen lässt. Solche Beispiele gibt es in der Bibel und es gibt auch die Aussagen, wie „…um ihres unverschämten Bettelns willen“ oder „…die dem Himmelreich Gewalt antun, die reißen es zu sich…“ Aber auch im Negativen sehen wir solche „Sinnesänderungen“ Gottes: Zu Bileam sagte Gott auf die erste Bitte hin „nein“, auf die zweite Bitte hin „ja“. Das hat aber noch eine andere Problematik. Und wir sollten auch wissen, das solche vermeintlichen Sinnesänderungen Gottes sehr wohl auch Teil seines Heilsplans sind. Gott ist eben Gott! Das Gebet darf aber auch nicht nur eine fromme Übung sein. Wo es als solche gehandhabt wird, hat es keinen Nutzen. Gott lässt sich auch nicht durch Leistungsgebete bestechen, zum Beispiel durch 100 Vaterunser und schon gar nicht durch 100 Ave-Maria. „Im Geist und in der Wahrheit…“ sagt Jesus zur Samariterin. Mechanisiertes Beten kann zur abergläubischen Handlung werden. Wehe, sollte man ein Vaterunser vergessen haben oder wehe, wenn man eine Gebetsperle am Rosenkranz ausgelassen hat.

Der Christ muss wissen, was Gebet bedeutet. Der Christ muss wissen, wer der ist, an den er sich im Gebet wendet. So lesen wir auch im Jakobusbrief: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ Und damit wird nun auch noch folgende Frage aufgeworfen: Wie aber soll man beten? Wir haben eben gehört: ernstlich. Das heißt: unser Herz muss dabei sein. „Wes des Herz voll ist, des geht der Mund über“ sei hier im Positiven angemerkt. „Ohne Zorn und Zweifel sollen wir unsere Gebetshände emporheben“ laut 1. Timotheus 2,8. „Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht… Solcher Mensch (ein Zweifler) denke nicht, dass er etwas vom Herrn empfange“ (Jakobus 1,5-8). Das heißt nicht, dass wir jemanden leichtfertig einen Zweifler schimpfen dürfen, weil er nicht oder noch nicht empfangen hat, worum er betete. Aber es heißt, dass ein Gebet grundsätzlich sinnlos ist, wenn ich von vornherein zweifle.

Bei dem Wort „ohne Zorn“ werden wir an zweierlei erinnert. Einmal, dass wir im Frieden mit unseren Mitmenschen leben sollen „…soweit es an uns liegt…“ und auch vergeben sollen, so uns jemand etwas schuldig ist. „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ (Matth. 6,12). Unversöhnlichkeit ist eines der größten Gebetshindernisse.  „Ohne Zorn“, das heißt aber auch, dass wir nicht mit trotzigem Gebärden vor Gott kommen sollen und vielleicht sogar noch sagen: „Du musst, wenn du Gott sein willst“ usw. Denken wir an den Propheten Jona. Gott fragt ihn: „Jona, warum zürnest du?“ und Jona gibt zur Antwort: „Billig zürne ich bis an den Tod.“  Wer so meint Gott etwas im Gebet abtrotzen zu können, kann großen Schaden leiden. Es könnte uns nichts Schlimmeres passieren, als wenn Gott alle unsere Bitten erhören würde. Mancher hat zum Beispiel nach Jahren Gott dafür gedankt, dass er nie die Frau bekommen hat, um die er Gott gebeten hatte.

Wir hörten eingangs von der Beständigkeit. Ein ernstliches Gebet ist ein beständiges Gebet. „Betet ohne Unterlass“ (1. Thessalonicher 5,17). Das heißt nicht, dass wir Stunde um Stunde, Tag und Nächte ununterbrochen beten müssten, sondern einfach beständig beten. Wir bringen unser Anliegen immer wieder vor, in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen, vor dem Einschlafen, nach dem Erwachen, am Kochtopf, wenn die Frau die Suppe rührt oder im Auto, wenn der Mann allein eine Fahrt unternimmt. Das Gebet muss mir zum Anliegen werden und das Anliegen zum Gebet, bis ich Weisung von Gott empfangen habe. Wir setzen doch voraus, dass Gott antwortet, wenn wir zu ihm sprechen? Es muss also auf Dialog hinauslaufen und nicht Monolog bleiben. Und Gott antwortet auf verschiedene Weisen und auch so, dass wir dann getrost wieder mit unserer bitte aufhören dürfen, entweder weil Gott die Erfüllung schenkte oder weil er uns sagt: Lass es, es hat keinen Zweck. Das bedeutet aber auch, dass wir nicht nur im Gebet sprechen sollen, sondern auch hinhören müssen.

Das Gebet ist aber auch eine Macht, die uns von Gott verliehen ist. Wir bewegen den Arm Gottes. Es muss aber dann auch ein Glaubensgebet sein. Ein Beten in Übereinstimmung mit den Aussagen seines Wortes. Das Gebet ist dann eine Macht, die den Arm Gottes bewegt – und Gott will das ja – wenn wir wirklich ein „Tempel des Heiligen Geistes“ sind. Das heißt: Grundsätzlich sind wir es schon, aber wir wissen auch, dass sich der Geist Gottes betrübt von uns zurückziehen kann. Wir sagten zwar, dass Lobpreis und Anbetung die Voraussetzungen für erhörliches Gebet sind, Lobpreis und Anbetung können sich aber dort nicht voll entfalten, wo wir nicht zur Buße und Beugung vor Gott, das heißt zur Sinnesüberprüfung und Sinnesänderung bereit sind. Gott wird uns nicht für unseren Ungehorsam segnen. Wenn wir gehorsam sind und wenn unser Herz zum Tempel seines Geistes und somit zum Sitz seines Willens geworden ist, dann sind wir auch in der Lage, so zu beten, wie der Heilige Geist es uns lehrt. Dazu gehört auch das Gebet „in neuen Zungen“, über das wir jetzt hier nicht gesprochen haben. Das Gebet in Zungen ist das Werk des Heiligen Geistes. Es ist das Gebet in einer Sprache, die nur Gott versteht. „Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist Geheimnisse“ (1. Kor, 14, 2).

Gebete, durch die Situationen verändert werden (es ist allerdings Gott, der sie verändert, und nicht das Gebet), sind immer getragen vom Heiligen Geist. Wenn wir uns des Wertes und der Macht gläubigen Gebetes bewusstwerden; wenn wir anfangen, in einer Sache den „Himmel zu stürmen“; wenn es uns „ernstlich“ ist, dann löst Gott seine Zusagen ein, wie auch immer; und unser Gebet hat große Auswirkungen.

Elia war ein Mensch wie wir (Jakobus 5,17). Ja, es heißt bei Luther sogar ein „schwacher Mensch wie wir“. Aber er verschloss den Himmel, dass es drei Jahre und sechs Monate in Israel nicht regnete. Und wiederum betete er, und der Himmel gab den Regen. Wir sind nicht schwächer als Elia, wenn Gott uns führt, und wir sind so stark wie Elia, wenn der Heilige Geist auf uns kommt.

  Auszug aus dem Buch „Quelle des Lebens“

  Von Pastor Peter Assmus, Missionsgründer & Autor

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