Es waren dies prophetische Worte, die nicht nur der Gemeinde zu Ephesus galten, sondern die gesamte Tragik der Kirchengeschichte bis in unsere Tage voraussahen. Die Ältesten werden zur Wachsamkeit aufgerufen, Sie sind Hirten, die ihre Herden zu versorgen und zu bewahren haben.
Dazu sind sie von Gott in ihre Ämter eingesetzt worden. Gäbe es keine Gefahren für die Herde, dann müsste man auch nicht über sie wachen. Gerade in unseren Tagen wird der Aufruf zur Wachsamkeit immer aktueller. Die Abschiedsworte des Paulus an die Epheser können nicht ernst genug genommen werden. Wir wollen einige solcher Gefahren näher betrachten.
Wohlstandsgesellschaft
In unserem Land geht es den Menschen noch relativ gut. Man hat nicht nur Essen, Trinken, Kleidung und ein Dach über dem Kopf, sondern vielfach weit mehr als dies; dazu alle erdenkliche Freiheit. Das führt zu Trägheit im Glauben und in der Aktivität für das Reich Gottes. Zuerst bemächtigt sich diese Trägheit Einzelner und dann werden ganzen Gemeinden von ihr erfasst. Die Gemeinde muss immer wieder aufgerüttelt werden und Erlebnisse mit Gott machen, um an ihre Pflichten im Reich Gottes erinnert zu werden.
Geistliche Strömungen
Von Zeit zu Zeit gehen Wogen geistlicher Strömungen über die Gemeinden hin. Hier wird an die Bibelfestigkeit der Gemeindeglieder appelliert. Kennt die Herde Gottes Wort? Sind die Gemeindeglieder selbst in der Lage, zu unterscheiden? Oder fallen sie jedem Wind falscher Lehre anheim? Noch immer muss die Verkündigung einer klaren Botschaft in unseren Gottesdiensten vorrangig sein. Gottes Wort ist die Hauptsache; alles andere muss sich diesem unterordnen. Selbst die „Gaben des Geistes“ haben erst in zweiter Linie ihren Platz. Es gibt Gläubige, die haben ihre Bibel sehr oft gelesen, dennoch wissen sie immer noch nicht, was in ihr steht; jedenfalls beweisen sie in ihrem Handeln eine verhängnisvolle Unkenntnis. Wenn schon der Satan mit Bibelworten den Sohn Gottes in der Wüste versuchen wollte, so müssen auch wir, wie Jesus, entgegnen können: „...und abermals steht geschrieben!“ Geistliche Strömungen, besonders in dieser letzten Zeit, müssen am Maßstab des Wortes Gottes gemessen werden. Halten sie dem nicht Stand, so sind sie abzulehnen.
Weltförmigkeit
Gott verlangt nicht, dass wir hier auf der Erde „weltfremd“ leben sollen. Wir sollen uns aber auch nicht dieser Welt gleichstellen. Die Herde muss darauf aufmerksam gemacht werden.
Es sind nicht so sehr die Gegenstände in unserer Welt, die uns zur Gefahr werden, sondern die Gesinnung der Welt. Es steht geschrieben: „Seid gesinnt wie Jesus Christus auch war“ (Philipper 2,5). Die Motive für unser Handeln dürfen nicht aus der Quelle dieser Welt geschöpft werden, sondern müssen aus Gott kommen. Mit Sicherheit stellt man sich dieser Welt gleich, wenn man meint, jeden Trend mitmachen zu müssen. Seien es Mode, Technik oder was auch immer, Kinder Gottes müssen und dürfen nicht alles mitmachen. Aber, wie schon gesagt, es sind nicht die Gegenstände dieser Welt, die uns in erster Linie zur Gefahr werden, sondern es ist ihre Gesinnung – der Geist, der in dieser Welt herrscht. Was wohnt noch in unseren Herzen? - Weltförmigkeit offenbart sich in den Werken der Finsternis, als da sind Neid, Bosheit, falsches Zeugnis, Geiz, üble Nachrede, Gewinnsucht, Unaufrichtigkeit, Scheinheiligkeit, Hochmut, Unverträglichkeit, Unbrüderlichkeit, Zertrennung, Lieblosigkeit und vieles mehr, was leider auch allzu häufig unter entschiedenen Christen anzutreffen ist. Wir drfen die Werte nicht ummünzen! „Wie Jesus Christus gesinnt sein“, das ist rechte Heiligung. Ein asketisches Leben zur Schau zu stellen muss mit Heiligung noch lange nichts zu tun haben.
Leichtfertigkeit
Sie ist eine große Gefahr und kann eine ansteckende Krankheit sein. Sicherlich leben wir in der „herrlichen Freiheit der Söhne Gottes“. Aber gerade deswegen müssen wir danach trachten, weise zu wandeln. Es gibt innerhalb von Gemeinden Gewohnheiten, die nicht zum Guten führen. Es ist bestimmt verkehrt, wenn wir uns bis ins Einzelne am Äußeren messen. Wer wegen solcher Dinge bereit ist, Gemeinden zu spalten und Uneinigkeit zu verursachen, ist geistlich blind. Man muss aber als Christ nicht wie ein Gammler herumlaufen oder andererseits wie ein schillernder Farbkasten aussehen, wenn man in die Gemeinde kommt. Es liegt mir fern, jemandem abzustreiten, deswegen kein Kind Gottes zu sein, aber hier kommt leichtfertige Gesinnung zum Ausdruck, die sehr gefährlich ist. Es hängt mit der Frage zusammen: Wie begegnen wir Gott? Unsere Verhaltensweise, wie wir Gott begegnen gedenken, gibt Aufschluss darüber, wie ernsthaft wir über Gott denken und was er uns grundsätzlich bedeutet. Gemeindeglieder sollten sich gesund urteilenden Ältesten gerne unterstellen und ihre Weisungen annehmen. „Gesund urteilende“ Älteste werden auch stets bemüht sein, nicht in Extreme zu verfallen oder ihre eigene Meinung zum Besten zu geben, sondern die der Bibel in ihrer Gesamtheit zu Maßstab zu machen.
Verfolgungen
Auch Verfolgungen gehören zu den Gefahren, die von außen an die Gemeinde herankommen. Es bedarf besonderer Weisheit, unter solchen Umständen eine Gemeinde zu leiten und sie zu schützen. Da kann es sogar notwendig werden, alte Gemeindegewohnheiten abzuändern und Gemeindeglieder zur Vorsicht und Besonnenheit zu ermahnen. Einer fanatischen Gesinnung muss gewehrt werden, sie kann sonst die gesamte Herde in unnötige Gefahren bringen. Wir werden selig sein darin, wenn wir um unseres Zeugnisses willen für Jesus leiden müssen, nicht aber, wenn wir uns als Fanatiker benehmen. Gewiss gibt es noch eine große Anzahl anderer Gefahren von außen, über die man sprechen könnte. Doch wir wollen uns jetzt solchen Gefahren zuwenden, die von innen heraus der Gemeinde Schaden zufügen. Zu ihnen gehören die „Pharisäische Gesinnung“, verkehrte Lehrauffassungen und vermeintliche Geistesgaben. Paulus warnte die Epheser mit den Worten: „Aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Lehren reden.“
Pharisäische Gesinnung
Sie gehört offenbar unter die „Füchse, die den Weinberg verderben“. Sie ist genauso eine Gebundenheit wie Geschwätzigkeit, Ich-Sucht, Hochmut oder andere und bedarf der Buße und Loslösung. Sie stellt die eigene Frömmigkeit stets in den Vordergrund und setzt die der anderen immer herab. Sie misst alles an sich selbst. Sie entschuldigt alles an sich selbst. Sie verurteilt alles an den anderen, wenn es nicht so ist, wie es selbst gesehen, getan und geliebt wird. Pharisäische Gesinnung macht den anderen Vorschriften und nimmt für sich selbst sehr viel heraus. Ihr liegt das Verurteilen und Richten nahe. „Herr, ich danke dir, dass ich nicht so bin, wie diese Zöllner!“ (Lukas 18,10). Der so Gesinnte wird auch nie einen Fehler eingestehe. Pharisäergesinnung ist Hochmutsgesinnung! Wohl ergeht sich der Pharisäer in frommen Übungen, mag seinen Zehnten geben und auch fasten, aber es bleibt dennoch ein „Pharisäer“ im negativen Sinne des Wortes. Es gibt Gemeinden, die scheinen ausschließlich aus solchen Menschen zu bestehen. Da müssen die Ältesten sehr wachsam sein, damit solche Gesinnung keinen großen Schaden an der Herde anrichtet. Durch solche Gesinnung wurden schon viele, besonders im Glauben junge Menschen zu Fall gebracht.
Verkehrte Lehrauffassungen
Darunter fallen extreme Meinungen, die in der Gemeinde verbreitet werden. Da steht auf der einen Seite das Extrem, dass man Gottes Wort „vergeistlicht“, aber nicht auf das eigene Leben anwendet, und auf der anderen Seite, dass man eigene Meinungen oder Erkenntnisse zum Maßstab für die anderen macht. So entspringt zum Beispiel „das Verbot zu ehelichen“ (1. Timotheus 4,3) nicht der göttlichen Lehre, sondern einer völlig verkehrten Heiligungsauffassung. Nicht „zu ehelichen“ heißt dabei in erster Linie nicht, dass man unverheiratet bleiben soll, sondern man sagt, dass die eheliche Gemeinschaft, also das sexuelle Verhalten, „verwerflich“ sei. Eine solche Lehre ist gegen Gottes Wort. Wie viele junge Eheleute wurden dadurch schon verwirrt oder ins Unglück gestürzt. Paulus sagt: „Nicht, dass ich euch einen Strick um den Hals werfen will“ (1. Korinther 7,35) Und wer die Gabe hat, nicht zu heiraten, soll aber dem keine Vorschriften machen, der die Gabe hat zu heiraten. Die Ehegemeinschaft ist keine Interessengemeinschaft - er verdient das Geld, sie kocht für ihn – sondern sie muss bei Gläubigen eine Gemeinschaft sein nach Geist, Seele und Leib, und darf zeitweise „aus beider Übereinkunft“ (1. Korinther 7,5) anders verlaufen. Denken wir an so viele Gebote oder Verbote, die innerhalb von Gemeinden wuchern, die allemal verwirren, die Gläubigen in völlige Unfreiheit oder in die Abhängigkeit von ihren Kehrern führen, aber nie in „die Freiheit der Söhne Gottes“. Ich habe große Furcht vor Leuten, die „der Flache mehr Bedeutung beimessen, als ihrem Inhalt“. Man muss wohl Gefäße haben, wenn man etwas aufbewahren will, aber die Gefäße allein nützen nichts, wenn sie inhaltslos bleiben. Paulus sagt: „Was sich nicht alles so unter den Händen verzehrt“ (Kolosser 2,22) und er bezieht es darauf, dass etliche sagen würden, „du darfst dies nicht essen, darfst das nicht anrühren“ (Kolosser 2.21). Gesetzliche Gesinnung innerhalb einer christlichen Gemeinde wird meistens von einem Geist geprägt, der nicht göttlichen Ursprungs ist. Da müssen die Ältesten besonders wachsam sein.
Das äußere Erscheinungsbild eines Gläubigen und seine Umgangsformen lassen sehr wohl Rückschlüsse auf seinen gegenwärtigen Zustand zu, können aber zu einer falschen Beurteilung führen, wenn wir nicht selbst bemüht sind, geistlich und einfältig vor Gott zu leben. Kopfbedeckung und lange Kleider zum Beispiel beweisen noch nicht, dass sich die Frau bereitwillig ihrem Mann in biblischer Weise unterordnet; und eine gewisse Freizügigkeit in Modedingen muss noch lange nicht ein Beweis für absolute Ungeistlichkeit sein. Hüten wir uns, wenn wir nicht selbst in Gottes Urteil fallen wollen.
Die Hirten brauchen den göttlichen Geist der Unterscheidung und ein gesundes Beurteilungsvermögen, was sowohl eine leichtfertige Gesinnung wie auch ein scheinheiliges Benehmen von Gemeindegliedern aufdeckt.
Vermeintliche Geistesgaben
Auf diesem Gebiet muss mit besonderer Vorsicht gehandhabt werden. Gemeinden, die grundsätzlich alle so genannten Gaben des Geistes (Prophetie, Zungenrede, Visionen, Krankenheilung uws.) ablehnen, machen es sich sehr einfach. Sie nehmen nicht einmal wahr, wie sie sich gegen die Weisungen der Bibel versündigen. Gemeinden aber, welche für diese biblischen Wahrheiten offen sind, sie lehren und praktizieren, sind aber auch zur Wachsamkeit aufgerufen. So gut und nützlich die Gaben des Heiligen GeiDie Gaben müssen „schrifgemäß“ sein. Sie dürfen nicht Dingen entsprechen, die okkulten Hintergründen entspringen und die Gott als gräuliche Sünden verbietet. Ein Gabenträger sollte sich immer dem Urteil der Gemeinde bzw. der Ältesten stellen. Außerdem sollte er einer örtlichen Gemeinde angehören, und nicht sowohl zügellos als auch schutzlos durch die Lande ziehen. Einzelgänger können gefährlich sein. Der Gabenträger muss bereit sein, sich korrigieren zu lassen. Er muss schweigen, wenn er sich erwiesenermaßen oft geirrt hat und vor Gott Buße tun, bevor er wieder mit Gaben dient. Den Ältesten ist die Autorität von Gott verliehen worden, schriftgemäß zu wachen, zu beurteilen und auch Konsequenzen zu ziehen.
Zu diesem Thema gäbe es noch viel zu sagen. Doch dieser Artikel soll ganz allgemein zur Wachsamkeit aufrufen und ist keine Spezialabhandlung. Die Gemeinde Jesu ist in unseren Tagen von vielen Gefahren umlauert.
Wenn wir auch die Verheißung haben, dass selbst „die Pforten der Hölle die Gemeinde Jesu nicht überwältigen werden“ (Matthäus 16,18), so werden wir dennoch unserer Verpflichtung zur Wachsamkeit nicht enthoben. Petrus sagt: „Seid nüchtern und wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlingen kann, diesem widerstehet fest im Glauben!“ (1. Petrus 5,8)
Autor: Pastor Peter Assmus, Missionsleiter
Auszug aus dem Buch: Quelle des Lebens
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